Gemeinnützige Baugenossenschaft Wittlich e. G.

"Zweck der Genossenschaft ist die Förderung ihrer Mitglieder vorrangig durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung."

Unser Leitbild

Wem dient dieses Leitbild?

Dieses Leitbild wurde von Vorstand und Aufsichtsrat entwickelt und gibt Auskunft über unser Selbstverständnis und darüber, was unsere Mitglieder und Mieter von der Baugenossenschaft erwarten können. Die Leistungsversprechen dienen allen handelnden Führungskräften und Mitarbeitern als Grundlage für Entscheidungen und ihre tägliche Arbeit.

Wer ist die Gemeinnützige Baugenossenschaft Wittlich e. G.?

Die genossenschaftliche Rechtsform ist unser zentrales Alleinstellungsmerkmal, das uns von anderen Vermietern unterscheidet. Die Gründung der Baugenossenschaft erfolgte am 05.11.1921. Die überaus große Wohnungsnot trieb die Menschen zur Selbsthilfe, um in gemeinsamer Arbeit, die Schaffung von Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern zu erreichen. In unserer Satzung ist als Zweck und Gegenstand der Genossenschaft festgelegt: "Zweck der Genossenschaft ist die Förderung ihrer Mitglieder vorrangig durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung." Heute werden wir getragen von ca. 540 Mitgliedern und bewirtschaften mit unserem Tochterunternehmen, der Wohnbau Wittlich GmbH, 387 Wohnungen der Genossenschaft, 32 Wohnungen der WBW, sowie einige Gewerbeeinheiten und einen Kindergarten. Darüber hinaus verwaltet die WBW 214 Wohnungen für Eigentümergemeinschaften oder als Sonderverwaltung. Wir mobilisieren stets alle Kräfte, um unsere satzungsmäßigen Aufgaben zu erfüllen. Wir stehen für eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung. Ein vertrauensvolles und faires Miteinander prägt das Verhältnis zwischen Mitgliedern, Mitarbeitern und Organen unserer Baugenossenschaft.

Was können Sie als Mitglied und Mieter von uns erwarten?

1. WIR sind eine Servicegenossenschaft.

Die Interessen unserer Mitglieder stehen im Zentrum unserer Bemühungen. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, sich der Belange der Mitglieder schnell, unbürokratisch und umfassend anzunehmen. Der persönliche Kontakt und das Gespräch mit dem einzelnen Mitglied sind ausschlaggebend für die Kommunikation untereinander. Die individuellen Wünsche und Anliegen unserer Mitglieder werden weitestgehend berücksichtigt.

2. WIR garantieren Sicherheit.

Die GBG ist ein Zusammenschluss von Menschen mit dem gemeinsamen Interesse, aktiv etwas für ihre eigene Wohnungsversorgung zu tun. Dieser Zusammenschluss bietet ein Höchstmaß an Daseinsfürsorge durch: ein Dauerwohnrecht für unsere Wohnungsangebote auch für Singles, kinderreiche Familien, ältere Mitglieder, für behinderte Mitglieder und für Alleinerziehende mit Kind. Wir verzichten auf unser Kündigungsrecht; damit ist ein lebenslanges Wohnen in der Genossenschaft möglich. Für unsere Mieter streben wir moderate Mieten an.

3. WIR stehen für Transparenz und ständigen Dialog.

Die GBG betreibt eine aktive Informationspolitik. Unsere Mitglieder und Mitarbeiter sowie unsere Organe werden in Versammlungen und durch Publikationen über das Geschehen und die Entwicklungen in der Genossenschaft regelmäßig unterrichtet. Über Mitgliederversammlung und Aufsichtsrat sind Sie als unsere Mitglieder aktiv in die Gestaltung der Geschäftspolitik eingebunden.

4. WIR sind eine soziale Genossenschaft.

Eine elementare Aufgabe der GBG ist das soziale Management. Mit Engagement nehmen wir uns der Anliegen unserer Mitglieder und Mieter an. Probleme werden sachgerecht und menschlich gelöst, z.B. mit der Vereinbarung von Ratenzahlungen, durch die Vermittlung bei Nachbarschaftsproblemen. Weitere Dienste wie z.B. die Wohnungstauschbörse, Handerkerservice, Umzugshilfen, Vermittlung von Hilfen des täglichen Lebens und weitere Betreuungsangebote um das Wohnen und das "Miteinander Leben" in der Genossenschaft runden das Angebot ab.

5. WIR schaffen und erhalten einen hohen Produktstandard.

Wohnwünsche verändern sich, technische Entwicklungen schreiten voran. Die GBG setzt Maßstäbe, indem sie diese Anforderungen gezielt verfolgt und für die eigenen Wohnobjekte umsetzt. Die hohe Qualität zeigt sich sowohl im Neubau, in der konsequenten Modernisierung und Instandhaltung unseres Wohnungsbestandes als auch in der Gestaltung des Wohnumfeldes.

6. WIR setzen qualifiziertes Personal ein.

Nur mit motivierten und engagierten Mitarbeitern können wir unsere umfassende serviceorientierte Dienstleistung erhalten und ausbauen. Die Fortbildung von Vorstand und unserer Mitarbeiter sind dabei für uns selbstverständlich. Eine fundierte Weiterbildung hält und erhöht den bekannten hohen Standard. Wir schaffen und erhalten als Arbeitgeber Qualitäts-Arbeitsplätze. Die Zufriedenheit aller Mitarbeiter ist wichtig und bildet die Grundlage einer hohen Motivation. Unser Umgang untereinander ist geprägt von Vertrauen, Teamgeist und einer offenen Kommunikation. Wir zeigen eine hohe Identifikation und großes Engagement.

7. WIR arbeiten wirtschaftlich zum Nutzen aller Mitglieder.

Leistungsfähigkeit und -vielfalt können wir nur durch eine adäquate Betriebsgröße, eine angemessene Eigenkapitalausstattung und ausreichende Rentabilität sicherstellen. Das Erwirtschaftete wird zum Nutzen der Mitglieder in die Bestandserhaltung und Modernisierung reinvestiert und trägt somit zu einer gesunden Weiterentwicklung der Genossenschaft bei. Die GBG handelt kostenorientiert. Investitionen und Ausgaben werden vorher sorgfältig auf ihre Höhe und ihren Nutzen hin geprüft und unterliegen einer ständigen Kontrolle.

8. WIR agieren wachstumsorientiert.

Die GBG wächst mit neuen Mitgliedern. Die Nachfrage nach preiswerten, gesunden und gut ausgestatteten GBG-Wohnungen ist hoch und soll befriedigt werden. Mitglieder haben die Mitgliedschaft bei der GBG unter dem Aspekt der Vorsorge erworben und sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt teilweise noch nicht mit Wohnraum versorgt. Die GBG wird deshalb auch zukünftig ihre Investitionen am Bedarf ausrichten. Der gemeinsame Weg - Zukunftsorientiert und dynamisch:

WIR alle - Eine Genossenschaft mit

  • überzeugenden Ideen
  • festen Zielen
  • Zukunft

Geschichte

Auf Einladung von Sebastian Hubert und mit Beteiligung von zirka 60 Bürgern aus der Stadt Wittlich wurde auf der Versammlung am 27.10.1921 beschlossen, dass eine Baugenossenschaft in der Stadt Wittlich gegründet werden soll. Aus den Gründungsunterlagen der Baugenossenschaft geht weiter hervor, dass zur damaligen Zeit in Wittlich eine allgemeine Wohnungsnot zu verzeichnen war. Geprägt war die Zeit durch den verlorenen 1. Weltkrieg,der anschließenden französischen Besatzung des Rheinlandes und einer allgemeinen Wirtschaftskrise.

Die Gründung der Baugenossenschaft selbst erfolgte am 05.11.1921 durch Festlegung einer Satzung. Schon in dieser Gründungsversammlung erwarben 85 Wittlicher Bürger die Mitgliedschaft in der Baugenossenschaft Wittlich. Die überaus große Wohnungsnot trieb die Menschen zur Selbsthilfe, um In gemeinsamer Arbeit, die Schaffung von Eigenheimen und Mehrfamilienhäuser zu erreichen. Die öffentliche Verwaltung der Stadt Wittlich war in dieser Zeit nicht in der Lage mit Ihren finanziellen Mittel selbst Wohnraum zu schaffen. Sie erklärte aber Ihre Bereitschaft, die junge Baugenossenschaft soweit es Ihr möglich war, zu unterstützen.

Am 05.01.1922 fand die erste Mitgliederversammlung statt, danach konnte die Baugenossenschaft ihre Arbeit aufnehmen. Von Anfang an stand im Mittelpunkt der Baugenossenschaft das gemeinnützige Handeln. Die Anerkennung als Gemeinnütziges Wohnungsbauunternehmen wurde durch den damaligen Reichsfinanzminister zugestanden.

Nach anfänglichen Problemen in der Finanzierung und der Baumaterialbeschaffung konnte im Jahre 1923 die Bautätigkeit aufgenommen werden. Neben 19 von der Baugenossenschaft bezuschussten oder errichteten Wohnhäuser konnten noch 38 weitere Privathäuser mit Hilfe der Baugenossenschaft aus gebaut werden. Weiterhin entstanden bis 1927 in der Triererlandstraße 20 Mitwohnungen und 13 Wohnungen im Bergweilerweg. Diese Mitwohnungen befinden sich auch heute noch im Eigentum der Baugenossenschaft. Für die Zeit der 30ziger und 40ziger Jahre fehlen leider kriegsbedingt historische Unterlagen, doch sind in dieser Zeit keine Neubauleistungen durchgeführt worden.

Durch die Kriegsauswirkungen und auch durch die Inflation wurde die Bautätigkeit erst Anfang der 50ziger Jahre wieder aufgenommen. Im Jahre 1953 wurden 8 Wohnungen in der Triererlandstraße 95-101 errichtet, 23 weitere Wohnungen folgten 1955 im Klausenerweg 7-21 Der Zustrom von vielen Flüchtlingen aus der Ostzone und den ehemaligen Ostgebieten machte es erforderlich, in sehr kurzer Zeit sehr viel Wohnraum zu schaffen.

Von 1957 bis 1964 wurden in der Sternbergstraße 122 Wohnungen unterschiedlicher Größenordnung gebaut. Die Wohnungen entstanden überwiegend mit Mittel des sozialen Wohnungsbau, wobei diese teilweise ausschließlich für Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone vorbehalten war.

Im Auftrag der Stadt Wittlich baute die Baugenossenschaft Anfang der 60ziger Jahre im oberen Bergweilerweg eine größere Wohnanlage. Durch die stetige große Nachfrage nach Wohnraum reagierte die Stadt Wittlich Mitte der 60ziger Jahre mit der Schaffung eines ersten größeren zusammenhängenden Baugebietes nach dem Kriege in der Oberstadt. Im dortigen Neubaugebiet Sehlemet erfolgte im Jahre 1967 die Fertigstellung eines 8 Familienwohnhauses im Talweg, welches fast ausschließlich mit eigenen Finanzmittel gebaut werden konnte.

Im Jahre 1969 wurden nach einer Bauzeit von weniger als einem Jahr im Talweg und in der Händelstraße weitere 40 Wohnungen an die Mitglieder der Baugenossenschaft übergeben, überwiegend 4 Zimmer Wohnungen für Familien mit Kindern. In den Jahren 1974 und 1979 folgten weitere Bauabschnitte in der Händelstraße 34-36 und 38-40 mit jeweils 16 Wohnungen.

Durch staatliche Zuschüsse unterstützt begann die Baugenossenschaft Mitte der 70ger Jahren mit Modernisierung der älteren Wohnungsbestände. Für diese Bestandsmodernisierung wurden ca. 4,6 Mio DM ausgegeben. 1987 wurde die Neubautätigkeit mit dem Bau eines 12 Familienhauses in der der Kasernenstraße 22/22a wieder aufgenommen.

Im Jahre 1991 folgte der Bau von 9 Wohnungen im Klausener Weg 23-25 und 1993 konnten in der Kasernenstraße 2a-b weitere 9 Wohnungen an die Mieter übergeben werden. Anfang der 90ziger Jahre wurde von den Organen der Baugenossenschaft die Ausdehnung der Neubautätigkeit in die Baugebiete Wittlich Ortsteil Bombogen beschlossen. Die Stadt Wittlich unterstützte die Baugenossenschaft durch die Bereitstellung von preisgünstigem Bauland.

Ebenfalls 1993 erfolgte dort die Fertigstellung von weiteren 12 Wohnungen und 5 Reihenhäuser für kinderreiche Familien. Von Privat war es möglich in unmittelbarer Nachbarschaft weitere Baugrundstücke zu erwerben, auf dem im Jahre 1995 ein Wohnhaus für 12 Familien gebaut wurde. Weitere 25 Wohnungen wurden im Neubaugebiet Büschelchen bzw. Bartholomäusstraße erbaut, die Anfang 1997 bezugsfertig waren. Durch den Ankauf eines ca. 4000m² großen Grundstücks in Wittlich Auf dem Geifen konnten 1997 25 Wohnungen für ältere Genossenschaftsmitglieder errichtet werden.

Der Aufsichtsrat und der Vorstand der Gemeinnützigen Bau Genossenschaft befassten sich im Jahre in mehren gemeinsamen Sitzungen mit dem Gedanken ein Tochterunternehmen als GmbH zu gründen. Die Gründung der WBW Wohnbau Wittlich GmbH erfolgte dann im April 1991. Gründe für diese Maßnahme waren auf der einen Seite die gesetzlichen Veränderungen bei der Gemeinnützigkeit, da Gemeinnützige Genossenschaften nur noch als Vermietungsgenossenschaften steuerbegünstigt weiter arbeiten können. Ein weiterer Grund war der bevorstehende Auftrag vom Land Rheinland Pfalz zum Bau von Wohnheimen für Aussiedler und deren Betreuung, die aus steuerlichen Gründen nicht selbst von der Gemeinnützigen Baugenossenschaft durch geführt werden konnten.

Im Sommer 1993 waren die neu erbauten Aussiedlerwohnheime in der Danzigerstraße und in der Kasernenstraße bezugsfertig. Die Belegung erfolgte durch das Land Rheinland Pfalz. Insgesamt 28 Aussiedler Familien erhielten dort eine neue Bleibe, die zuvor in sehr beengten Wohnverhältnissen in den aufgelösten Notunterkünften der Felsenburg und des Schwesternwohnheimes beim Krankenhaus in Wittlich untergebracht waren. Ab August 1993 übernahm die WBW Wohnbau GmbH für das Land Rheinland-Pfalz auch die Betreuung der dort untergebrachten Aussiedlerfamilien.

Schon zum 31.07.95 erfolgte die Rückgabe der Wohnheime durch das Land Rheinland-Pfalz an die WBW Wohnbau GmbH, da durch Nachlassen des Zustroms von Aussiedlern die Wohnheime nicht mehr benötigt wurden. Die bisher als Wohnheim dienenden 28 Wohnungen konnten überwiegend von den Heimbewohnern als Mietwohnung an gemietet werden.

Gleichzeitig ist festzustellen ,dass sich der Wohnungsmarkt in Wittlich in den letzen Jahren von einem Nachfragemarkt zu einem Angebotsmarkt entwickelt hat So können wir heute zu Recht nicht mehr von "Wohnungsnot" sprechen. Aber angesichts der großen Entwicklungsaufgaben in Wittlich kommt auch auf die Baugenossenschaft eine neue Herausforderung zu. Sie wird gemeinsam mit der Stadt Wittlich und andern an der Aufgabe mitarbeiten, dass Wohnraumangebot so an den Markt zu führen, dass dies sowohl für die Mieter als auch für die Struktur der Stadt Wittlich den Weg für eine positive Entwicklung bereitet. Nicht ausschließlich die Versorgung mit Wohnraum, nein auch Mitgestalter in der Stadtentwicklung zu sein, das ist ein Akzent, der auch neue rechtliche Formen für die Erfüllung der Aufgaben notwendig gemacht hat.

Die WBW Wohnbau GmbH erhielt das Obdachlosenheim incl. dem dazugehörenden Grundstück von ca. 2000 m² von der Stadt Wittlich kostenlos übereignet. Die WBW sollte für die Unterbringung der Heimbewohner in reguläre Mitverhältnisse sorgen, was dann auch erfolgt ist. Das alte Gebäude wurde abgerissen. Als weitere Aufgabe hat die WBW für die Stadt Wittlich den Bau eines 2 Gruppen-Kindergarten im Ortsteil Bombogen übernommen, der dann nach Fertigstellung 1997 als Mietkindergarten bereitgestellt wurde Die Verwaltung von Wohnungen auch für Dritte ist ein weiterer Aufgabenbereich der WBW Wohnbau GmbH. 

So erhielt die WBW Wohnbau im Jahre 2001 den Zuschlag und den Auftrag für die Stadt Wittlich die Verwaltung der städtischen Wohnungen zu übernehmen. Zur Erfüllung von Bau- Modernisierungs- und Instandhaltungsleistungen für sich selbst insbesondere für die Baugenossenschaft aber auch für Dritte, unterhält die WBW Wohnbau einen eigen Regiebetrieb mit den Abteilungen Bau, Maler, und Hausmeister. Besonders die Modernisierung von Wohnungen, die langfristig vermietet waren, ist sehr wichtig um den Erhalt des vermietbaren Wohnungsbestand zu gewährleisten.

Festvortrag

90 Jahre Gemeinnützige Baugenossenschaft Wittlich e. G.

Dr. Klaus Petry anlässlich der Mitgliederversammlung am 17.06.11

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde und Mitglieder der Gemeinnützigen Baugenossenschaft!

Dem Festredner zu einem bestimmten Jubiläum, in diesem Falle 90 Jahre Gemeinnützige Baugenossenschaft Wittlich, wird eigentlich selten der passende Anlass geboten, mit ungeschminkter Wahrheit seine Ausführungen beginnen zu können und zu dürfen - heute ist mir diese Gelegenheit gegeben worden und daher möchte ich mit einem Satz anfangen, der durchaus als Richtschnur für ihr weiteres öffentliches Verhalten gelten darf und soll:

Sie können und dürfen stolz sein, Mitglieder einer Gesellschaft zu sein, die in Zeiten größter Not in tatkräftiger Selbsthilfe dem kommunalen Gemeinwesen Wittlich eine wirkungsvolle und nachhaltige Hilfe zukommen ließ, die noch heute das Handeln der Gesellschaft, also auch ihr Handeln, bestimmt und noch hoffentlich lange bestimmen wird!

Was berechtigt mich zu dieser schon fast Unikaten Wertung? Dazu müssen wir, dem chronologischen Ansatz des Jubiläums entsprechend 90 Jahre - und noch etwas mehr - in der Geschichte Wittlichs zurückgehen. Am 14. August 1918 hatte die Oberste Heeresleitung erstmals offen die Fortsetzung des Krieges für aussichtslos erklärt. Jetzt überschlugen sich die Ereignisse:

Am 3. Oktober wird Prinz Max von Baden zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten ernannt; am 3. November bricht der Aufstand der Matrosen in Kiel los, ein Aufstand, der in Windeseile auch andere deutsche Städte erfasst. Einen Tag später, am 4. November, wendet sich die neue Regierung in einem Aufruf „An das deutsche Volk“. Ein entscheidender Kernsatz der Proklamation lautet:

„Zu den wichtigsten Aufgaben gehört der Wiederaufbau unserer Volkswirtschaft damit die von der Front in die Heimat zurückkehrenden Soldaten und Matrosen die Möglichkeit vorfinden, sich ihre und ihrer Familien Existenz wieder zu sichern. ... Arbeitsbeschaffung, Erwerbslosenunterstützung, Wohnungsfürsorge und andere Maßnahmen auf diesem Gebiete sind teils in Vorberatung, teils schon ausgeführt''.

Der Text des Aufrufes wurde am 7. November 1918 im Wittlicher Kreisblatt veröffentlicht, zwei Tage vor der Revolution in Berlin. Ob die Wittlicher Leser diesen Worten vertrauten, sei dahingestellt - die Wirklichkeit sah jedenfalls anders aus. Beschränken wir uns, dem Thema gemäß, auf den Begriff „Wohnungsfürsorge“.

Der Krieg hatte fast jede Bautätigkeit unmöglich gemacht. Wurden zwischen 1908 und 1914 noch 57 Häuser mit 79 Wohnungen gebaut, waren es zwischen 1915 und 1918 lediglich 3 Häuser mit 4 Wohnungen! Der geringe Zuwachs an Wohnungen stand dabei in krassem Gegensatz zur Bevölkerungsentwicklung in der Stadt. Besaß Wittlich nach der Volkszählung von 1917 5513 Einwohner, waren es 1921 schon rund 6750 Einwohner, also rund 1200 Einwohner mehr, die ja auch untergebracht sein wollten. Der Zuwachs resultierte aus den Flüchtlingen und Ausgewiesenen aus den an Frankreich gefallenen Gebieten Elsass-Lothringens einerseits, aber andererseits auch aus Zugezogenen mit ursprünglich familiären Wurzeln in Wittlich, die sich in der Kleinstadt bessere Unterhaltsmöglichkeiten erhofften als an ihren jetzigen Wohnorten.

Hinzu kamen die Wohnungsforderungen der französischen Besatzungstruppe und der Kreisdelegation. 1921 hatte sie 15 Wohnhäuser mit 23 Wohnungen beschlagnahmt, sicherlich nicht die engsten, muffigsten und unmodernsten! Die Aufstockung der Beamtenschaft in der Strafanstalt, ein Finanzamt und ein Zollamt mit zahlreichen Beamten verschärften die allgemeine Wohnungsnot, da die Verwaltung keine Wohnungen bereit stellen konnte.

Im Gründungsjahr der Gesellschaft 1921 gab es allein 84 Wohnungsgesuche, die auf absehbare Zeit unerfüllbar erschienen, und 16 Beamte mit Amtssitz in Wittlich mussten in den benachbarten Dörfern Wittlichs wohnen! 34 Familien waren in teils menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht. Schon Ende September 1919 sah sich der damalige Bürgermeister Darius veranlasst, eine „Warnung vor Zuzug nach Wittlich“ auszusprechen. Er schrieb: „Die Wohnungsnot in Wittlich ist so groß geworden, dass dringend davor gewarnt werden muss, nach Wittlich überzusiedeln. Zuziehenden droht Obdachlosigkeit. Vom Wohnungsamt kann ihnen nicht geholfen werden.

Es ist überdies verboten, in Wittlich eine Wohnung ohne Genehmigung des Mieteinigungsamtes in Benutzung zu nehmen“. Dieses Mieteinigungsamt war, „da in hiesiger Stadt eine große Wohnungsnot besteht“, wie die Begründung lautete, in der Sitzung der Stadtverordneten am 21. Juli 1919 errichtet worden. Die „Warnung vor Zuzug nach Wittlich“ musste im März 1920 wiederholt werden. Jetzt hieß es sogar: „Dringende Warnung vor Zuzug nach Wittlich“! Auch die Strafandrohung hatte sich verschärft: ,,Nichtbeachtung dieser Vorschriften hat die Ungültigkeit des Mietvertrages zur Folge, die Mieter haben zwangsweise Aussetzung zu gewärtigen.“ Nicht nur mit diesen Aufrufen, deren Wirksamkeit ohnehin kaum überprüfbar waren, sondern vor allem mit administrativen Eingriffen, versuchte die Stadtverwaltung gegen den Wohnungsmangel vorzugehen.

Am 9. Januar 1921 veröffentlichte sie eine „Verordnung der Maßnahmen gegen Wohnungsmangel“. Mit Zustimmung des Reichsarbeitsministers und Regierungspräsidenten zu Trier wurde beispielsweise, Verboten, Gebäude oder Gebäudeteile ohne vorherige Zustimmung abzubrechen, Räume, die bis zum 1. Oktober 1918 zu Wohnzwecken bestimmt oder benutzt waren, zu anderen Zwecken, insbesondere zu Geschäftszwecken zu verwenden, Es war Anzeige zu erstatten, sobald eine Wohnung' ein Lager, eine Werkstatt, Dienst-oder Fabrikräume unbenutzt bzw. gekündigt wurden.

Auf Verlangen musste jederzeit über die Zahl, Lage und Größe der Räume einer Wohnung sowie über die Anzahl der Personen des Haushaltes Meldung gemacht werden, etc. etc. etc. Nichts kennzeichnet die allgemeine Wohnungsnot in Wittlich mehr als der Ende Januar 1921 erfolgte Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, eine „Wohnungsluxussteuerordnung“ einzuführen. Nach ihr galt als überflüssig: mehr als zwei Wohnräume bei alleinstehenden Personen mit eigenem Haushalt, mehr als drei Wohnräume bei kinderlos Verheirateten …

Wir können davon ausgehen, dass diese Vorschriften recht rigoros umgesetzt wurden, da wenigstens ein Hausbesitzer im Wittlicher Tageblatt vom Februar 1922 unverblümt seine Meinung kund gab:
„Die Wohnungskommission und das Mietamt der Stadt Wittlich hat mein Haus Ecke Schloß-und Kahrstraße in eine Lage gestellt, dass es für mich ferner unhaltbar ist. Lasse es an einem später zu bestimmenden Termin versteigern. Gezeichnet: P(eter). Teusch-Hansen“

Die Inflation und nachfolgende Geldnot ließen den Glaswarenhändler Peter Teusch-Hansen wohl bald erkennen lassen, dass eine Versteigerung nur mit einem empfindlichen Verlust erkauft werden konnte. Das Haus ist jedenfalls heute noch in Familienbesitz. Die recht ausführliche Darstellung der Wohnungsnot in der unmittelbaren Nachkriegszeit sollte das Bewusstsein schärfen einerseits für die außergewöhnliche Leistung, die ihre Vorgänger mit der Gründung der Baugenossenschaft vollbrachten aber andererseits auch für das soziale Verantwortungsgefühl, das sie ihren notleidenden Mitbürgern entgegenbrachten und das sie, wenigstens auf dem Sektor des Wohnungsbaus, zu lindern suchten.

Die Gründungsversammlung fand am 5. November 1921 im Kolpinghaus, dem damaligen Gesellenhaus, statt. Der Vorsitzende der Genossenschaft, Rektor Olk, konnte 85 Interessenten begrüßen, eine Zahl, welche auch für die Größe der Wohnungsnot in Wittlich steht. Bürgermeister Neuenhofer stellte der Genossenschaft das weitgehendste Entgegenkommen der Stadtverwaltung in Aussicht und, „gab der Hoffnung Ausdruck, dass nach Verlauf eines Jahres eine stattliche Häuserreihe von der zur Behebung der außerordentlich großen Wohnungsnot wirkenden Genossenschaft Zeugnis geben möge“.

Wenn auch in Anbetracht der Zeitumstände die Realisierung seines letzten Wunsches mehr Zeit benötigte, so war doch seine erste Zusage kein leeres Versprechen. so hieß es in der Sitzung der vereinigten Finanzkommission und des Ältestenausschusses am 10. November: „Die Kommissionen nehmen Kenntnis von der Errichtung der gemeinnützigen Baugenossenschaft Wittlich. Sie sprechen sich grundsätzlich für weitestgehende Unterstützung des neuen Unternehmens aus. Sie empfehlen insbesondere:

a. 20 Anteile auf die Stadt zu übernehmen;
b. das nötige Baugelände zu einem mäßigen Preis zur Verfügung zu stellen;
c. das Baudarlehen gegen erststellige Hypothek die Bürgschaft zu übernehmen.

Weitere Schritte folgten unmittelbar. In der Sitzung der Stadtverordneten am 23.November beschloss man, „in Anbetracht der großen Wohnungsnot und zur Förderung der Tätigkeit der Gemeinnützigen Baugenossenschaft“ am Sehlemetweg und am Steinbruchweg, der heutigen Römerstraße, Baugelände zu erschließen. Gebaut wurde jedoch an anderer Stelle in der Stadt, vornehmlich an der Wilhelmstraße, heute Trierer Landstraße, und am Bergweilerweg. Bis 1927 entstanden 20 Mietwohnungen in der Wilhelmstraße und 13 Wohnungen im Bergweilerweg.

Da die Nazis keine Konkurrenten im „sozialen Wohnungsbau“ zuließen, den sie in Wittlich durch den Ausbau von Stadtrandsiedlungen selbst übernahmen, konnte sich eine wirksame Tätigkeit der Baugenossenschaft erst nach dem Krieg wieder entwickeln.

Für die Nachkriegsentwicklung möchte ich sie mit Statistiken, so eindrucksvoll diese Leistungsnachweise der Genossenschaft auch sind, nicht langweilen. Sie sind konzise zusammengefasst im Kurzüberblick zur Geschichte der Genossenschaft, den mir Leo Simon zukommen ließ und der im Internet nachzulesen ist.

Lediglich zwei erst im TV von 2005 publizierte Zahlen nötiger zur Anerkennung. So heißt es in der Überschrift des Artikels:

„Die Baugenossenschaft Wittlich bietet 387 Wohnungen zu relativ günstigen Konditionen an“, und im Artikel selbst wird die Zahl von 588 Mitgliedern genannt!

Natürlich haben wir nicht mehr jene menschenunwürdige Wohnungsnot nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, die ihre Vorgänger zur Gründung der Baugenossenschaft veranlasste, aber offenbar immer noch das Bedürfnis, einkommensschwachen Familien kostengünstige Wohnungen zu verschaffen. Da etwa zwei Drittel ihrer Wohnungen heute Sozialwohnungen sind befindet sich die Genossenschaft immer noch im Einklang mit den 1971 vom Verbandsdirektor der rheinischen Wohnungsunternehmen Walter Bellemann formulierten Ziele nämlich ,,… im Wege gemeinschaftlicher Selbsthilfe Wohnraum für die wirtschaftlich schwächeren Kreise der Bevölkerung zu schaffen".

Folgen sie diesem Ziel auch in Zukunft!

Dr. Klaus Petry

Historisches